Villa Nueva
Gründung der Siedlung 2005
Herkunft der Siedler: Bolivien
Gemeindeleiter: Abram Harder
Ansiedlung
Im Jahre 2006 zogen die ersten Siedler in die Wohnsiedlung "Villa Nueva".
Die Vorgeschichte der Siedlung "Villa Nueva" geht Hand in Hand mit der Vorgeschichte der Wohnsiedlung IBNIAS.
Im Jahre 1998 wurde Familie David Janzen von der bergthaler Gemeinde in Lecrete - Alberta, Kanada nach Bolivien ausgesandt, um hier im Rahmen der plattdeutsch sprechenden Mennoniten zu helfen, wo Nöte entstanden waren. David Janzen war Prediger und die Familie kaufte sich ein Landstück in der Nähe des Städtchens Pailón, um ihren Lebensunterhalt zu sichern.
Das Ehepaar Jakob Neufeld kam im Jahre 1999 privat nach Bolivien und pachtete ein Haus in Palión um plattdeutsch sprechenden Mennoniten in Nöten zu helfen.
So entstand in Palión durch diese beiden Familie eine kleine Gruppe, die sich zu Bibelstunden und auch zu Gottesdiensten trafen.
Durch Kontakte und gezielte Besuche bei mennonitischen Familien, die aus ihren Kolonien weggezogen waren und somit auch die Gemeinden nicht mehr besuchen konnten, wurde klar, dass eine Not darin bestand, dass Kinder dieser Familien ohne eine christlich orientierte Schulbildung blieben. So wurde im Jahre 2002 auf einem Privathof einer mennonitischen Familie in der Nähe von Pailón eine Schule für Kinder aus mennonitischem Hintergrund eröffnet.
Die Eröffnung der Schule bewirkte, dass bald immer mehr Familien, die Aufgrund der zerstreuten Arbeitsplätze in der Nähe wohnten, sich in Pailón Wohnungen pachteten um ihre Kinder in die Schule zu schicken zu können.
Auch wurde Sonntags mit Gottesdiensten in einer gemieteten Wohnung begonnen.
Während des Jahres 2004 kam es dann zu verschiedenen Diskussionen, die dahin führten, dass es innerhalb der geistlichen Arbeit eine Trennung gab.
Mehrere bergthaler Gemeinden und die EMMC aus Kanada, die schon die gemeinsame Arbeit in Pailón unterstützt hatten, stellten sich nun stärker in diese Arbeit hinein und so entstand 2004 eine Gemeinde.
Im Jahre 2005 wurde von dieser Gemeinde eine eigene Schule begonnen. Im selben Jahr wurde dann ein größeres Grundstück 4 Kilometer nördlich von Pailón gekauft, um den interessierten Familien eine Möglichkeit zu geben, ein eigenes Heim zu bekommen. Die neue Wohnsiedlung wurde "Villa Nueva" genannt und im Jahr 2006 zogen die ersten Familien aus den Kolonien auf ihre Hofstellen.
Schule
Die erste Schularbeit begann im Februar 2002 auf dem Hof von Dietrich Görings ungefähr 8 Kilometer nördlich von Pailón. Die ersten Lehrer waren Arli Peters, Leoni Hiebert und Andrea Clavo. Der Unterricht begann mit 28 Schulkindern, die alle aus mennonitischem Hintergrund kamen. Anfänglich lief die Schularbeit zusammen mit der Wohnsiedlung IBNIAS.
Die Teilung 2004 hatte zur Folge, dass eine zweite mennonitische Schule angefangen wurde. So begann der neue Schulunterricht auf einem gepachteten Landstück in Pailón im Februar 2005 mit 55 Schulkindern. Die ersten Schullehrer dieser Schule waren Arli Peters, Andrea Calvo, Sandra Gomez, Joanna Rempel und Crizi Wieler.
Im Februar des Jahres 2007 begann dann der Unterricht in der neu erbauten Schule in der Wohnsiedlung "Villa Nueva" mit 85 Schulkindern und 7 Schullehrern. Unterrichtet wird nach einem christlich orientierten Schulmaterial, welches aus Kanada kommt, das aber auch den Anforderungen des nationalen Schulprogramms entspricht.
Unterrichtet werden die Kinder in Spanisch und Plattdeutsch.
Krankenpflege
Frau Eva Peters steht den Familien als diplomierte Krankenschwester beratend zur Seite. Bei leichten Krankheiten geht man in die Kliniken in Pailón. Bei schwierigen Fällen fuhr man in die Krankenhäuser von Santa Cruz.
Seit einigen Jahren betreibt Dr. Martens hier eine Klinik. Diese Klinik ist gut ausgestattet sodass hier auch Opperationen durchgeführt werden können. Es gibt hier auch Internierungsmöglichkeiten.
In der Zeit wo es mit der Corona Krankheit sehr schlimm war, wurden hier viele Erkrankte aus den umliegenden Kolonien behandelt.
Gemeindearbeit
Die Gemeindearbeit in Pailón und Umgebung entstand durch den Dienst der beiden Prediger David Janzen und Jakob Neufeld. Diese besuchten die im Umfeld verstreuten mennonitischen Familien und betreuten diese geistlich. Als dann mit der Schularbeit begann, wurde das Städtchen Pailón zu einem Sammelplatz für die verstreut lebenden Mennonitenfamilien. Einige bergthaler Gemeinden sowie EMMC Gemeinden aus Kanada unterstützten die geistliche Arbeit finanziell und auch mit Personal. So kam das Predigerehepaar Isaak Unger in den Predigtdienst nach Pailón. Später kam noch Prediger David Janzen dazu. Als es dann im Jahre 2004 zu einer Trennung innerhalb der geistlichen Arbeit kam, formte sich eine Gemeinde, die sich "Evangelische Mennonitengemeinde" nennt.
Die ersten Gottesdienste fanden auf dem Hof von Diedrich Grönings statt. Dann wurde in Pailón ein Saal gemietet, um dort die Gottesdienste zu haben. Nach der Teilung 2004 wurde dann von der "Evangelischen Mennonitengemeinde" ein anderer Saal für ihre Gottesdienste gemietet.
Im März 2007 wurde dann das neue Gemeindehaus in der Wohnsiedlung "Villa Nueva" eingeweiht und seitdem sind dort die Gottesdienstveranstaltungen.
Die beiden Prediger Isaak Unger und David Janzen die diese Arbeit angefangen haben sind mittlerweile zurück nach Kanada gegangen. Zur Zeit betreut Prediger Abram Harder, auch aus Kanada, die Gemeinde. Die Gemeinde hat heute ca. 200 Mitglieder.
In letzter Zeit haben sich in der Wohnsiedlung auch noch zwei andere Gruppen gebildet, die auch Gottesdienste veranstalten.
Wirtschaft
Die meisten Familien, die in "Villa Nueva" und auch in Pailón wohnten, kommen aus dem Hintergrund der Koloniegemeinden, die ihr Brot als Gelegenheitsarbeiter bei Bolivianern verdienten.
Durch die Schularbeit zogen viele Familien nach Pailón wo bis heute noch eine Anzahl Familien wohnt. Die meisten haben keine beständige Arbeitsstelle. Etliche bauen sich eine Existenz mit eigenen Werkstätten auf.
In "Villa Nueva", wo die Siedler anschließend an ihre Hofstelle einen halben oder auch ganzen Hektar Land kaufen können, sind 2007 zwei große Brunnen gemacht worden, um den Siedlern den die für den Gemüseanbau nötige Bewässerung zu ermöglichen. Die Gemüseproduktion soll dann durch eine eigene Kooperative vermarktet werden.
In den Anfängen ging es den meisten Familien finanziell nicht sehr gut, doch erhofften sie sich durch eigene und gemeinschaftliche Anstrengungen eine Verbesserung in der Zukunft zu erreichen. Wenn man heute durch die Siedlung fährt, hat es den Anschein, dass es mit der Verbesserung der finanziellen Situation bei den meisten geklappt hat.
Die Wasserversorgung in "Villa Nueva" wird mit Brunnen gewährleistet. Die Brunnen haben eine Tiefe von 105 Metern und der Wasserdruck treibt das Wasser bis in eine Höhe von 4 Meter unter der Oberfläche. Das Wasser ist sowohl für den Haushalt als auch für die Bewässerung der Gemüsebeete sehr gut.
Bilder von Klaus H. Klaassen