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Das Leben von Menno Simons

WITMARSUM

1496 - 1523

Im Januar des Jahres 1496 wird im winterlich friesischen Land, im Dorf Witmarsum, ein Junge geboren: Er bekommt den Namen Minne oder Menno, der Sohn von Simon. Die Familie des Bauern Simon, die später in das nahegelegene Pingium umzieht, hat wahrscheinlich noch drei weitere Jungen: Peter, Tijde und Jan, der jung starb.

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Dieses Gebiet Westergo gehört zum fruchtbarsten Gebiet Frieslands.

 

Die katholische Kirche beherrscht hier schon seit Jahrhunderten das geistliche Leben. Wittmarsum zählt zu einer der reichsten Pfarrgemeinden in dieser Gegend.

 

Die adlige Familie Aylva hält schon seit Generationen das weltliche Zepter in der Hand. Aber in Mennos jungen Jahren verfliegen viele solcher Sicherheiten.

Außerhalb seiner kleinen Welt von Hof und Dorf entzündet sich ein heftiger Kampf um die friesische Freiheit zwischen den Schieringern und den Vetkopern.

Im Jahre 1515 wird dabei das Gut von Sjoerd van Aylva bei Witmarsum verwüstet.​ Im Jahre 1524 muss Friesland sich der Vorherrschaft des Habsburgischen Reiches von Karl V. unterwerfen. Der junge Menno erlebt hautnah die Folgen von Krieg und Plünderung aus der Nähe. Er erlebt wie Menschen unterdrückt werden und auch den Tod vieler Menschen in seinem Umfeld.

Dazu kommen noch Ereignisse wie Trockenheit und Überschwemmungen, Pest und Rinderkrankheit, Ereignisse die von der Bevölkerung als Prüfung Gottes angesehen werden.

UTRECHT

1524

Menno Simons ist 28 Jahre alt, als er am 26. März 1524 in Utrecht zum Priester geweiht wird.  Die Priesterweihe vollzog der Weihbischof Johannes Heetsveld.

In den Tagen zuvor hatte Menno Simons vom 23. bis zum 25. März die nötigen Examen abgelegt. Menno überzeugt den Bischof davon, daß ihm ausreichende Mittel zur Verfügung stehen, um den priesterlichen Stand zu führen. 

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 Die Reise in das Bistum Utrecht ist vor allem deswegen ein herausragendes Ereignis, weil Menno als Vikar zu Pingjum angestellt wird. Die Pfarrgemeinde hat ihn selber dafür vorgeschlagen - ein besonderes Recht der friesischen Katholiken.

Als Vikar assistiert er dem Priester bei der Messe und den anderen pastoralen Aufgaben. Das bringt ihm etwa 60 Gulden jährlich ein. Daneben gibt es noch den Prebendar, der gegen Bezahlung Messen auf Bestellung, etwa bei Eheschließungen oder Todesfallen, liest.

 

Mennos Berufung zum Priester erfolgt ziemlich spät. Normalerweise werden friesische Priester schon mit etwa zwanzig Jahren zum Seelsorger geweiht. 

Menno schweigt sich darüber aus; ebenso wenig erfahren wir irgendetwas über seine Ausbildung. Hat er Privatunterricht von einem Dorfpriester erhalten, der ihm das Latein der Vulgata, das Lesen der Messe und die Lehre Roms beibrachte? Besuchte er eine Klosterschule, von denen es in Bolsward, ganz in der Nähe von Witmarsum, zwei gibt?

Der Priester und der Präbendar von Pingjum hatten die Universität Rostock besucht - Menno ist der einzige ohne akademische Ausbildung.

PINGJUM

1526 - 1532

Schon früh kommen Menno Zweifel an der Verwandlungslehre der katholischen Kirche von Brot und Wein. Jedesmal, wenn er die Eucharistiefeier leitet, fragt er sich, ob die Hostie und der Wein sich wahrhaftig in Christi Fleisch und Blut verwandeln. Anfänglich tut Menno diese Gedanken als teuflische Eingebungen ab.

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Zahlreiche Laien, die sogenannten Sakramentarier, kritisieren die Lehre der Transsubstantiation, der wirklichen Verwandlung der Elemente Brot und Wein in Leib und Blut Christi, wie sie in der Messe gefeiert wird.

Der biblische Humanismus des Erasmus, der nachweist, dass zahlreiche Bräuche in der katholischen Kirche nicht biblisch fundiert sind, findet in weiten Kreisen Gehör.

Luthers Kritik an der Gnadenerwerbslehre durch gute Werke und sein Bruch mit der Kirche finden dank der Buchdruckerkunst auch in Friesland ihren Weg. Sein sola fide und 'sola scriptura (allein der Glaube, allein die Schrift) erwecken Mennos Neugier. 

Um 1526 bekommt Menno ein Neues Testament nach der Übersetzung von Martin Luther. Hatte er zuvor die Bibel nicht gelesen, so erkennt Menno jetzt, dass die Lehrer der Transsubstantiation nicht biblisch ist.

In der Nachbarpfarrei in Witmarsum werden Ende 1527 im Auftrag des Gemeindevorstehers Tjaard van Aylva Schriften Luthers und anderer Ketzer beschlagnahmt.

Dann hört Menno etwa um 1530, dass es gibt Menschen, die sich erneut taufen lassen und zwar auf ihren Glauben hin. Auch hier fängt Menno an, die Kindertaufe auf ihre biblische Grundlage hin zu überprüfen.

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WITMARSUM

1532 - 1533

Menno ist beliebt: er wird für "einen feinen Mann" gehalten. Er lässt sich das alles gefallen: 'Ein jeder suchte und wollte mich, denn die Welt hatte mich lieb, und ich die Welt'. Er wechselt Ende 1532 als Dorfpfarrer in die reiche Pfarrei Witmarsum. Als Dorfpfarrer genießt Menno ein hohes Ansehen.

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Im März 1531 hört er von der Enthauprung von Sicke Frericks Snijder in Leeuwarden, der sich auf seinen Glauben hin hatte taufen lassen. Das macht ihn noch neugieriger auf die neuen Taufauffassungen. Er studiert die Kirchenväter zu diesem Punkt, ebenso Luther, Bucer und Bullinger. Sein Erkenntnis ist erneut, dass auch die Kindertaufe nicht biblisch ist. Unter seinen neuen Pfarrkindern wird er willige Ohren für seine wachsende Kritik an Rom und seine zunehmend evangelischen Predigten finden.

 

Ende 1533 wird in Leeuwarden von täuferischen Sendboten erzählt, der Bäcker Jan Matthijs aus Haarlem lehre, dass Tyrannen von Gott gestraft werden und dass das neue Jerusalem auf Erden nahe. Das Gerücht, dass die westfälische Stadt Münster dazu auserkoren ist, erreicht auch Menno. 

Dass Menno täuferische Neigungen hat, bleibt niemandem mehr verborgen, aber der Fanatismus aus Münster geht ihm zu weit. Er ermahnt die Reformgesinnten unter seinen Pfarrkindern zur Vorsicht. Die Entwicklung ist jedoch schon sehr weit fortgeschritten; auch sein eigener Bruder Peter zählt zu den Taufgesinnten die bereits sind Gewalt anzuwenden um Gottes Reich auf der Erde zu verwirklichen.

WITMARSUM - LEEUWARDEN

1534

Am 27. Februar 1534 beginnt die Austreibung der "Gottlosen" aus Münster: täuferische Radikale fordern die Macht von Kirche und Staat heraus. Die Obrigkeiten geraten in größte Erregung - strenge Mandate werden ausgehängt, in Friesland, Groningen, überall. Aber die Ereignisse in Münster haben große Auswirkungen auf viele Taufgesinnte.

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Es scheint als ob alte, jahrhundertelang gefestigte Machtstrukturen scheinbar ohne weiteres umgestoßen werden könnten. Hunderte von Menschen machen sich auf in das Neue Reich. In Holland und Friesland bleibt es unruhig, allen Verordnungen gegen aufrührerische Wiedertäufer zum Trotz. Menno wird beinahe zerrissen: in seinem Herzen erkennt er die Rechtmäßigkeit einer nur auf die Bibel gründenden täuferischen Lehre, doch die Praxis blinder Gewalt verabscheut er.

Er spielt ein Doppelspiel. Im Sommer nimmt er an einer Versammlung der friesischen Geistlichkeit in der Minoritenkirche zu Leeuwarden teil. In jenem antiketzerischen Bollwerk berät der Klerus, wie er bei der Durchführung der kaiserlichen Mandate behilflich sein kann.

Am Ende des Jahres 1534 lässt Menno sich insgeheim auf einen Disput mit einigen umherzichenden Propagandisten aus Münster ein. Er kann ihnen den Mund stopfen, heißt es, jedoch führt dies zu nichts.

WITMARSUM - OLDEKLOOSTER

März - April 1535

Menno Simons, der immer noch vor Rom und vor seinem Gewissen heuchelt, ist machtlos. Er weiß, dass sich kurz vor Ostern einige hunderte von Taufgesinnten unter Leitung des Münsteraner Abgesandten Jan van Geelen bei Franeker sammeln. 

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Von Franeker ziehen sie weiter zum Oldekloster bei Bolsward. Ende März wird das Kloster mittels einer List eingenommen.

 

Mit dabei ist auch der Bruder von Menno Simons Peter Simons, der sich im münsterischen Reich von König Jan van Leyden zum Hofmeister der Königin Divara emporgearbeitet hat.

Mehr als eine Woche lang wähnen sich die Wiedertäufer bei Bolsward reich wie die Könige, dann jedoch werden sie jäh aus ihren Träumen wachgerüttelt.

Der Statthalter Schenck von Toutenburg belagert auf kaiserlichen Befehl hin das "friesische Minimünster". Bei der Einnahme des Klosters gibt viele Opfer, auch Mennos Bruder Peter fällt. Einige können entkommen, wie Jan van Geelen. Andere werden gefangen genommen und auf der Stelle in Leeuwarden zu Tode gebracht. Menno ist entsetzt sowohl über das Ausmaß der blinden Gläubigkeit mancher Taufgesinnter als auch über solch sinnlosen Machtgebrauch der Herrschenden.

WITMARSUM - AMSTERDAM

Mai - Juni 1535

Wie auch in der westphälischen Stadt Münster, gab es in den Niederlanden  gewaltbereite Täufer die bereit waren gewalt anzuwenden um das "Reeich Gottes auf Erden" zu errichten.

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Jan van Gelen schafft es, im  Amsterdam wo es viele Taufgesinnte gibt, eine große Masse an Menschen zu mobilisieren, um auch hier die Macht zu ergreifen.

 

Nackt wie neue Adams und Evas rennen sie durch die Straßen Amsterdams, um vor dem nahenden Ende der Zeiten zu warnen. In der Nacht vom 10. auf den 11. Mai nehmen sie sogar das Rathaus auf dem Dam ein, aber dieser münsterische Griff nach der Macht wird von den Behörden im Keim erstickt.

 

Erneut kommen Dutzende Täufer im Kampf zu Tode. In den darauffolgenden Tagen wird eine Hinrichtung nach der anderen am Ort des Unheils vollzogen.

Wie Hunde werden die Leichen kopfüber aufgehängt und auf dem Galgenfeld nördlich des Flusses IJ auf das Rad geworfen. Jeder Bürger, Reisende oder ungebetene Gast mit schändlichen Plänen soll daraus eine Lehre ziehen.

 

Den gewaltbereiten Täufern in Münster geht es nicht anders: Am 25. Juni wird die Stadt nach mehr als einem Jahr zurückerobert. Die entartete Herrschaft von König Jan van Leyden mit seinen vielen Frauen wird gewaltsam beendet. Die Anführer werden grausam zu Tode gebracht und ihre Leichen zu einem ewigen Exempel in eisernen Käfigen - als 'himmlischer Thron' - hoch am Turm der Lambertikirche aufgehängt. Die Obrigkeit kennt kein Erbarmen mehr: Die täuferische Ketzerei muss vernichtet werden. Leib und Habe der Wiedertäufer wird aufgrund eines kaiserlichen Edikts vom 10. Juni 1535 konfisziert.

WITMARSUM

Januar 1536

Der vierzigjährige Menno befindet sich in einer großen Gewissenskrise. Schon zwölf lange Jahre dient er dem verkehrten Gott, der 'Hure Babylon'. Trotzdem bleibt er weiter als Pfarrer der katholischen Kirche treu.

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Aber sein guter Name und sein Ruf, sein gutes und bequemes Leben täuschen. In all den Jahren wusste Menno es in seinem Herzen besser, und er hat seinen wachsenden Zweifeln immer wieder Luft gemacht. Öffentlich predigt er aus dem Evangelium und ruft zur wahren Buße auf; er legt seiner Gemeinde die Bedeutung von Taufe und Abendmahl aus.

 

Das von ihm geschriebene Traktat gegen das münsterische Täufertum kann er jedoch getrost in die Schublade zurücklegen: das plötzliche Ende von König Jan hat der ersten Frucht aus seiner Feder jegliche Aktualität genommen.

Menno scheint sich einfach nicht entscheiden zu können zwischen dem geknebelten Knecht und dem mutigen Menschen. Endlich, nach einem langen Gewissenskonflikt, entscheidet sich Menno im Jahre 1536 endlich seinen Glauben zu bekennen und 'tritt er aus dem Papsttum' aus. Er entsagt dem wohlhabendem Leben als katholischer Geistlicher, und verlässt auf der Stelle sein friesisches Vaterland.

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GRONIGEN

1536

Menno flieht in Richtung Ostfriesland, das außerhalb des Einflußbereichs von Kaiser Karl V. liegt. Vermutlich hält er sich zunächst noch in der Nähe von Groningen, irgendwo an einem Ort des Herrn van Eeuwsum versteckt.

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In diesen Gegenden klingen die täuferischen Ketzereien noch nach. Im Frühjahr 1535 hatte der "Prophet" aus Münster Herman Schoenmaker noch eine wildbewegte Zusammenkunft bei 't Zand geleitet und mindestens 300 Menschen getauft.

 

Menno muss bereits in Witmarsum die notwendigen Kontakte mit friedliebenden Täufern, wie die Leeuwarder Brüder Obbe und Dirk Philips, geknüpft haben, die sich für ihn interessieren und ihm jetzt helfen.

Vorläufig widmet Menno sich seinen biblischen Studien. Dennoch unternimmt er auch schon einige heimliche Missionsreisen. So bekehrt er zusammen mit Dirk Philips im Herbst 1536 den Pfarrer von Eppenhuizen und nimmt teil an Disputationen, assistiert von einem anderen ehemaligen Priester, Hugo Claes.


Im gleichen Jahr wird Menno auch noch einmal in Witmarsum gesehen: zwei Einwohner werden beschuldigt 'Menno Symonszoon unlängst Pfarrer in Witmarsum' beherbergt zu haben. Es wird vermutet, dass Menno auch in diesem Jahr die ehemalige Begine Geertruyd heiratet.

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GRONIGEN - OLDERSUM -KIMSWERD

1537 - 1539

Zu Beginn des Jahres 1537 wird Menno gebeten, die Leitung der friedliebenden Richtung der Täufer zu übernehmen. In der Stadt Groningen wird er durch Obbe Philips zum Ältesten geweiht. Menno wundert sich über die ihm zugetrauten Leitungsqualitäten. Aber konnte er nicht schon bereits als Pfarrer Freunde finden?

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Er scheint ausersehen, mit Autorität und unbelastet von münsterischen Schandflecken die Lehre der Täufer nach außen hin zu verteidigen. Seit dem Frühjahr scheint es gewiß, daß Menno das ostfriesische Oldersum zur festen Wohnstatt wählt. Dort genießt er den Schutz des Häuptlings Hero von Oldersum und Gödens. In seiner neuen Funktion als Leiter schreibt er seinen ersten Traktat, Een claer onderwysinghe ... van die gheestelicke verrysenisse (Eine klare Unterweisung ... über die geistige Auferstehung). Es wird erst sehr viel später gedruckt.

Dirk Philips wird zu seinem Freund und engsten Mitarbeiter. Seine Führerschaft ist jedoch noch längst nicht allgemein anerkannt, und von einer täuferischen Einheit kann auch noch nicht gesprochen werden.

 

Das münsterische Gespenst geht noch um in der Gestalt des Jan van Batenburg: seine Anhänger ziehen plündernd und raubend im Namen des Herrn und des Himmels durch Ostfriesland und die östlichen Niederlande.

 

Zum friedliebenden Lager gehört zunächst noch David Joris, doch dieser redegewandte Glasmaler aus Delft bekommt Visionen und gibt sich als prophetischer Anführer aus, als dritter David. Zu Mennos Ärger wendet er sich von der sichtbaren Kirche, ihrem Dienst und ihrer Sakramente, ab. Die Davidjoristen, reichlich in Ostfriesland vertreten, sind aufgrund ihres 'Heuchelns mit der Welt' sehr verhaßt.

 

Menno unternimmt verschiedene Reisen. Im Jahre 1538 übernachtet er in Kimswerd in Friesland bei Tjaard Renicx, dessen Gastfreundschaft jedoch im Januar 1539 mit dem Tod belohnt wird. In dem Jahr tauft Menno, vermutlich im Hause seines Bruders Tijde in Pingjum, Quirijn Pietersz von Kruiningen.

OLDERSUM

1539 - 1541

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In dem Ort Oldersum verbrachte Menno Simons nun die nächsten Jahre. 

Oldersum war schon früh zur Reformation übergegangen, weswegen Menno Simons hier Aufnahme fand. In der um 1400 erbauten Kirche soll auch Menno Simons gepredigt haben.

In den Jahren 1539 bis 1541 werden zum ersten Mal einige Schriften Mennos im Druck herausgegeben: "Erklärung der christlichen Taufe" und "Die Ursache, warum ich, M.S., nicht nachlasse zu lehren und zu schreiben".


Sie sind in größter Geheimhaltung in Antwerpen, bei dem Drucker Matthias Crom  gedruckt worden. Bei einem anonymen Drucker im Osten der Niederlande erscheinen außerdem die "Die Belehrungen zum 25. Psalm", "Von der Wiedergeburt" und Menno Simons wichtigste Schrift, "Das Fundament der christlichen Lehre".

 

Darin versucht er die Herrschenden davon zu überzeugen, dass die täuferische Lehre rein evangelisch ist und mit der Gewalt in Münster nichts gemein hat.

Inzwischen erleidet die Bewegung, mit dem Rückzug von Obbe Philips,  einen großen Verlust. Er wendet sich 1540 von der Bewegung ab und wendet sich den Spiritualisten, also den Vertretern einer rein innerlichen Frömmigkeit, zu.


Dies zwingt Menno, seine Auffassung von der sichtbaren Gemeinde und der Gemeindezucht genauer zu formulieren. Wie kann die Gemeinde eine Gemeinschaft ohne Flecken und Runzeln werden? Wie soll sie sich reinigen von den radikalen und mystischen Elementen?

 

Er schreibt "Vom rechten Christenglauben", das etwa 1542/43 in Antwerpen gedruckt wird, und sein erstes Bannbuch, "Eine liebliche Ermahnung über das Scheuen der falschen Brüder".

AMSTERDAM - ZAAN-GEGEND - LEEUWARDEN

1542

Außer Davidjoristen und Batenburgern verfolgt die Obrigkeit die Mennoniten mit gleicher Schärfe. Für den Druck, die Verbreitung und das Lesen von Mennos Schriften wird im Jahre 1542 die Todesstrafe angedroht. Außerdem wird eine Belohnung von 100 Caroligulden ausgesetzt für denjenigen, dem es gelingt, Menno als 'hervorstehendsten' Täufer auszuliefern.

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Für Freund und Feind ist Menno jetzt der einzige, wenn nicht ganz unumstrittene Leiter.

 

Hunderte von Männern und Frauen opfern ihr Leben als Märtyrer für die mennonitische Sache.

 

Trotz aller Gefahr predigt Menno in Amsterdam und der Gegend an der Zaan. Am 14. November wird es Syouck Hayes verboten, während einer Zeit von sechs Jahren Leeuwarden zu verlassen, und ihm wird eine Buße von 60 Gulden auferlegt nur deshalb, weil er außerhalb der Stadt Menno hat predigen hören und sich mit ihm unterhalten hat.

 

Menno gelingt es immer wieder, seinen Verfolgern und Verrätern zu entkommen.

Überall, wo Menno Simons predigt und tauft, versucht er, das Gemeindeleben besser zu organisieren durch die Einsetzung von örtlichen Gemeindeleitern oder Bischöfen. So werden Adam Pastor und Hendrik von Vreeden für Westfalen zu Ältesten ernannt, Anthonius von Köln und Gillis von Aachen für das Rheinland und Frans Reines Kuiper für Friesland.

EMDEN - OLDERSUM

1543 - 1544

Gräfin Anna von Oldenburg, die den Täufern wohlgesonnen ist, wird durch die Landvogtin Maria von Ungarn unter Druck gesetzt, stärker durchzugreifen. Es scheint, dass die relative Ruhe in Ostfriesland für Menno und seine Geertruyd vorbei ist. Sie haben mittlerweile Kinder: vermutlich einen Sohn namens Jan und zwei Töchter, von denen nur eine Menno überleben wird und die später in Hoorn wohnhaft ist.

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Auch auf dem Gebiet der Lehre werden die Zeiten schwerer für Menno.

 

David Joris fordert ihn zu einer schriftlichen Verteidigung seiner Lehre auf. Menno hatte als er das  Fundament-Buch schrieb, vor allem Joris vor Augen, indem er sich gegen die verdorbenen sekten wandte.

 

In seiner Antwort an Joris sagt Menno ihm das gleiche Schicksal wie Jan van Leyden voraus. Viele nehmen ihm das nicht dankbar ab: im Ostfriesischen genießt David viele Sympathien, seine Anhängerschaft ist groß.

 

Mennos Führungsrolle wird noch mehr auf die Probe gestellt, als der Pole Johannes a Lasco, Superintendent der protestantischen Flüchtlingsgemeinde in Emden, Ende 1544 bekanntgibt, er wolle mit Menno disputieren. In der Kirche des Franziskanerklosters in Emden findet diese Konfrontation vom 28. bis zum 31. Januar des folgenden Jahres statt.

Auf der Tagesordnung stehen: die Lehre der Erbsünde, die Rechtfertigungslehre, die Taufe, die Berufung der Vorgänger und die Lehre von der Menschwerdung Christi.

 

Die letzten drei Fragen bleiben drei große Streitpunkte, zu denen Menno schriftlich noch eine nähere Erläuterung gibt. Ohne sein Mitwissen veröffentlichen seine Opponenten dieses Eilwerk im Druck.

 

Erst sieben Jahre später wird Menno eine Verteidigungsschrift dagegen herausgeben, in der er sich nach all den Jahren über dieses unrichtige Vorgehen beklagt.

BONN - WESEL - ROERMOND -VISSCHERSWEERT

1544 - 1545

Am 19. Januar wird auf dem Damm in Amsterdam ein Buchverkäufer enthauptet: Jan Claesz. Er wurde aufgegriffen, weil er Mennos Buch "Vom rechten Christenglauben", insgeheim in Antwerpen gedruckt und verteilt hatte. Aus Brüssel warnt die Landesvogtin, darauf zu achten, dass Menno sich nicht in die Niederlande hineinschleicht. Das ostfriesische Asyl bietet keine Rettung mehr.

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David Joris weicht für immer nach Basel aus, wo er sich als Edelmann Jan von Brüggen niederlässt.

 

Menno zieht, begleitet von Dirk Philips, in das Rheinland, wo der Erzbischof von Köln die Reformgesinnten duldet. Menno predigt und tauft in Orten wie Bonn, Wesel und Roermond und berät sich mit den lokalen Ältesten.

 

Im Jahre 1550 bekennt der gefangengesetzte Jan Neulen aus Visserschweert, an der Maas bei Roermond, Menno habe vor fünf Jahren in der Nacht auf einer Weide gepredigt und sei danach verschwunden. Von ihm stammt die Beschreibung von Mennos Aussehen: 'Ein dicker, fetter, schwerer Mann, uneben von Angesicht und ein brauner Bart, konnte nicht wohl gehen'.

 

Menno leidet da schon unter Gehbeschwerden als Folge eines unterwegs erlittenen Unfalles.

Als Ende 1546 der gemäßigte Kölner Erzbischof sein Amt aufgeben muss, heißt das auch erneut für Menno Simons sein Heil andernorts suchen. Die Niederlande bleiben zu gefährlich: neben den stets erneut ausgehängten Mandaten wacht dort seit dem 28. Februar 1545 auch die Inquisition.

LÜBECK - EMDEN - GOCH

1546 - 1547

Menno zieht jetzt in die Hansestädte an der Ostseeküste. Es ist die noch immer starke Konkurrenz der Davidjoristen in diesen Gegenden, die ihn zu einem Gespräch zur Klärung der empfindlichen Punkte auf beiden Seiten bringt. In Lübeck setzen Menno, Dirk Philips, Adam Pastor, Lenaert Bouwens und Gillis von Aachen sich an einen Tisch mit der joristischen Delegation unter der Leitung von Davids Schwiegersohn, Nicolaes Meyndertsz van Blesdijk.

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Hauptdiskussionspunkt ist vor allem die Taufe, die nach der Lehre der Joristen auch an Kinder vorgenommen werden darf.

 

Auch ihre Ablehnung der äußerlich sichtbaren Kirche bleibt Menno ein Greuel.

 

Das Gespräch führt zu keinerlei Annäherung, die Wege bleiben für immer getrennt.

Inzwischen rumort es wieder in den mennonitischen Kreisen. Die Lehre von der Menschwerdung Christi, die Menno Simons vertritt, wird von Adam Pastor und Frans Kuiper ins Kreuzfeuer heftig kritisiert. Außerdem äußern sie starke Zweifel an der Dreieinigkeitslehre. Im Jahre 1547 werden bei einer großen Versammlung in Emden diese Fragen angesprochen, doch es kommt zu keinem endgültigen Ergebnis. Menno drängt darauf, die Frage hinter verschlossenen Türen abzuhandeln.

Später im gleichen Jahr wird in Goch eine zweite Versammlung abgehalten.

 

Da Pastor nicht von seinen antitrinitarischen Auffassungen lassen will, zerschlägt Dirk Philips den Knoten. Ohne Rücksprache spricht er den Bann über Adam aus. Dieser wird vor allem Menno dieses konsequente Vorgehen ankreiden.

 

Die Adamiten in der Rheingegend bleiben ihrem Ältesten treu, und Adam Pastor predigt und tauft unverdrossen weiter.

 

Kuiper fügt sich noch der Sichtweise von Menno Simons und Dirk Philips, wenn auch nicht mehr für lange.

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DANZIG - EMDEN - GRONINGEN

1549 - 1551

Von Außen bebroht der Feind die Bewegung - drinnen stellt die Uneinigkeit eine Herausforderung da. Menno Simons muss in vielen Bereichen vermitteln und schlichten. Menno schreibt sein zweites Bannbuch: "Ein klarer Bericht ... von der Exkommunikation".

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Im Jahre 1549 hält er sich einige Wochen in Danzig auf, um dort in der Gemeinde entstandene Auseinandersetzungen schlichten zu helfen.

 

Viele der in den Niederlanden verfolgten Brüder und Schwestern suchen Zuflucht in Danzig und dem nahegelegenen Weichseldelta. Einige tausend Mennoniten können hier in ziemlicher Ruhe eine neue Existenz aufbauen.

Auch in Emden hält sich Menno in diesem Jahr noch kurz auf, wo er mit geflüchteten Flamen spricht; danach reist er weiter nach Friesland. Dort wird Claes Jansz enthauptet, weil er Menno Unterschlupf gewährt hat, statt ihn an die Machthaber auszuliefern, wofür Claes die Belohnung bereits erhalten hatte. Mennos Schriften werden auf den Löwener Index vom 26. März 1550 gesetzt.

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Den Mennoniten in Groningen schickt Menno einen Brief mit seinem Bekenntnis "von dem dreieinigen ewigen Gott", eine Verteidigung gegen Adam Pastor. Hendrik von Vreeden und Anthonius von Köln, auch zwei Älteste, trennen sich von Menno. Weil er sich andernorts aufhält, wird ohne sein Mitwissen Lenaert Bouwens im Jahre 1551 zum Ältesten von Groningen und Friesland ernannt. Im Mai jenes Jahres wird er im Land von Groningen gesehen, bei dem Herrn von Euwsum. Im Süden verlieren die Mennoniten ihren Ältesten Theunis von Hastenrath, der am 30. Juli verbrannt wird.

LÜBECK

1552 - 1553

Während aller seiner Reisen gelingt es Menno, noch mindestens drei Schriften zu veröffentlichen. Darin versucht er, "alle Obrigkeiten" und "Schriftgelehrten" zu einer größeren Redlichkeit gegenüber seinem verfolgtem Volkes zu bewegen. Seiner eigenen Gefolgschaft gibt er genauere Erklärungen zu zahlreichen Lehrsätzen.

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Er wohnt vermutlich eine Weile in Lübeck. Im Jahre 1552 findet hier ein erneutes Treffen mit den wichtigsten Ältesten statt, wo erneut die Sache Adam Pastor auf der Tagesordnung steht. Die Meinungen stehen sich unversöhnlich gegenüber, so dass der Bannspruch aufrechterhalten bleibt.

 

Pastor greift jedoch zur Feder und veröffentlicht im Jahre 1553 zwei Schriften, wodurch die Sache öffentlich wird. Menno und die Seinen schweigen zu dieser Angelegenheit.

Es kommt schon wieder eine unangenehme Frage auf Menno Simons zu. Gillis von Aachen, der sehr aktive Älteste des Rheinlandes, der auch in Flandern großen Einfluss hat, wird verdächtigt ein unkeusches, fleischliches Leben zu führen. Menno kann nicht anders, als auch Gillis seines Amtes zu entheben.

 

Als die Stadt Lübeck ein Mandat ausfertigt, das den Täufern aufs strengste verbietet, sich innerhalb der Stadtmauern aufzuhalten, muss Menno erneut seine Sachen packen und wegziehen.

WISMAR

1553 - 1554

Im Herbst des Jahres 1553 findet Menno Simons einen geheimen Unterschlupf in der Stadt Wismar. Hier macht er sich an die Arbeit mit der "Klaren Beantwortung" an Gellius Faber, den ehemaligen Priester Jelle Smit aus Jelsum in Friesland, der jetzt Prediger in Emden ist, und der eine "Antwort auf einen bitter höhnischen Brief der Wiedertäufer" veröffentlicht hatte. Hierin nimmt Menno seinen autobiographischen "Austritt aus dem Papsttum" auf.

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Dann bleibt am 21. Dezember ein Schiff mit aus Dänemark und London vertriebenen Reformierten vor der Küste im Eis stecken. Mit Erlaubnis der Stadtverwaltung helfen die Mennisten den Schiffbrüchigen mit Lebensmitteln und Unterkunft, wobei sie auch direkt versuchen, sie für die täuferische Sache zu gewinnen.

 

Am zweiten Weihnachtstag meldet sich der erholte, doch durch diesen Missionseifer gereizte Hermannus Backereel zu einem Streitgespräch mit Menno. Die bekannten Punkte wie die Lehre von der Menschwerdung, Taufe und Berufung der Prediger stehen wieder hoch oben auf der Tagesordnung.

Vom 6. bis zum 15. Februar wird das Gespräch durch den sehr viel beredteren Martin Mikron, den Leiter der Flüchtlingsgemeinde aus Emden, fortgesetzt. Menno strengt diese lange Sitzung außerordentlich an, er muss sich in vielerlei Hinsicht erklären und gegenüber seinen Gegnern behaupten. Die Dispute enden mit Unversöhnlichkeit und gegenseitige Verdächtigungen.

 

Am 15. Februar endet das Gespräch in Unfrieden.  Mikron und die Seinen werden buchstäblich aus dem Haus der Täufer gedrängt. Auf einem Konvent von sieben Ältesten "im Lande Meckelenburgh an einem heimlichen Ort" erfolgt die Auswertung dieser Konfrontation. Es wird festgelegt, dass Ehen mit Nichtgemeindegliedern mit Bann und Meidung bestraft werden sollen, dass aber die Ehemeidung mit Umsicht angewandt werden soll. Der zuvor gebannte Gillis von Aachen wird wieder "mit einem Schuldbekenntnis" zu der Versammlung zugelassen.

 

Wie früher schon Lübeck erklärt jetzt auch die Wismarer Obrigkeit alle Protestanten zu unerwünschten Personen. Menno muß erneut umsiedeln.

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OLDESLOE

1554 - 1555

In Wüstenfelde auf dem Landgut Fresenburg von Bartholomäus von Ahlefeldt bei Bad Oldesloe, zwischen Hamburg und Lübeck in Holstein gelegen, findet der gesundheitlich immer mehr in Mitleidenschaft gezogene Menno mit seiner Familie schließlich eine sichere Bleibe.

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Von Ahlefeld ließ seit 1543 bereits Täufer auf seinen Gütern zu, sehr zum Unwillen des Königs Christian III. von Dänemark.

 

Mit seiner Hilfe wird sogar in der später so benannten "Mennokate" eine Druckerei eingerichtet, wo der ausschließlich durch seine Initialen bekannte Drucker B.L. für Menno arbeitet.

 

Vier Titel erscheinen hier, darunter drei drastisch überarbeitete ältere Texte. Hier veröffentlicht Menno Simons seinen Bericht vom Disput mit Martin Mikron.

In Oldesloe wird auch eine Druckerei eingerichtet. Ein Glaubensbruder von Menno zieht nach Oldesloe und bringt seiner Druckerei mit. Diese wird ein einer Wohnung untergebracht. Nach der Überlieferung ist diese Wohnung die heutige "Mennokate".

Die Arbeit der Druckerei ist aus einem Bericht am dänischen Hof ersichtlich, wo berichtet wird, dass ein Täufer und sein Drucker bei Oldesloe festgenommen wurden. Sie kamen aus Lübeck, in ihrem Besitz befanden sich zehn hölzerne Tonnen mit Bibeln und Konkordanzen in niederländischer Sprache, davon waren bereits 14 Tonnen nach Amsterdam versandt.

 

Zwischen Menno und seinem Freund der ersten Stunde Dirk Philips, der in Danzig bleibt, führt die Frage der Gemeindezucht zunehmend zur Entzweiung. Ungebremst vertritt Dirk in Wort und Schrift seinen harten Standpunkt über Bann und Meidung.

 

Mennos Gesundheitszustand verschlechtert sich zunehmend. Manchmal kann er sich nur noch sitzend oder liegend auf einem Schiff oder einem Wagen von Ort zu Ort bewegen.​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​

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OLDESLOE - WATERLAND

1555 - 1556

Menno muß voller Schmerz zusehen, wie seine Gefolgschaft sich immer mehr entzweit. Der viel jüngere Lenaert Bouwens, Ältester in Emden und mit großem Missionseifer erfüllt gehört auch zu der Fraktion der harten Banner. Der wieder in seinem Amt bestätigte Gillis von Aachen verursacht eine ähnliche Unruhe im Waterland.

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Menno muß wieder reisen: zweimal wird er nördlich von Amsterdam gesehen, wo er die Ruhe wiederherstellen soll. Dank des gemäßigten Jan Jacobsz Scheedemaker aus De Rijp findet er die Gemeinden dort noch immer auf dem alten Fundament.

Als Menno am 13. November den Brüdern in Franeker über den Bann schreibt, unterschreibt er mit "Menno der Krüppel". Es ist eine Antwort auf einen besorgniserregenden Brief über eine gewisse Swaen Rutgers, die durch Lenaert gebannt worden war, weil sie sich weigerte, ihren sündigen Gatten zu meiden.

 

Im April 1556 lädt Menno etliche Mit-Ältesten zu einer Besprechung der Zuchtfrage nach Wüstenfelde ein. Dirk Philips fehlt, aber Zyllis und Lemmeken sind als Vertreter der hochdeutschen Gemeinden da, wie auch Hendrick Naeldeman, der die Franeker Mennoniten vertritt. Menno, der Swaens Bannung ebenfalls als zu grob empfindet, versucht dennoch die Ehemeidung aufgrund der Bibel zu verteidigen, doch er findet dafür nur wenig Verständnis bei den anderen Ältesten. Die Sache muss Menno zunehmend mehr belasten haben. 

 

In der Stadt Utrecht läßt sich der Drucker Jan Hendricksz van Schoonrewoerd nieder. Dieser veröffentlicht, selbstverständlich anonym, zahlreiche täuferische Schriftstücke - auch jene von Menno Simons.

DOKKUM - FRANEKER - HARLINGEN

1557

Das Jahr 1557 ist für Menno Simons und seinen Nachfolgern ein schweres Jahr. Mennos Bücher werden zum wiederholten Male durch kaiserliche Mandate verboten. Sogar die zuvor milde Gräfin Anna von Oldenburg erlässt am 20. Februar ein Edikt gegen die Täufer. Am 10. Juli wird Gillis von Aachen in Antwerpen enthauptet. Zuhause hat Menno noch den Verlust seiner Geertruyd zu erdulden, die vermutlich noch vor September stirbt. In einem Brief bittet er seinen Schwager Rein Edes um finanzielle Unterstützung.

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In Friesland ist das Kommen Mennos dringend erwünscht: der schwelende Konflikt über Bann und Meidung soll in Harlingen aus der Welt geschafft werden.

 

Menno schifft sich nach Dokkum ein und lässt sich von dort von Lehrer Nette Lupkes begleiten. In Leeuwarden gesellt sich eine Delegation zu ihnen. Sie halten in Franeker eine erste Besprechung ab, die Menno hoffnungsvoll stimmt: die Franeker Mennisten 'sind sich noch einig ... im Verstand'.

 

In Harlingen jedoch schlägt ihm kalter Wind ins Gesicht. Lenaert Bouwens setzt ihm sehr zu und droht dem hinkenden Menno den Bann an: 'Menno ist uns noch nicht über den Kopf gewachsen, da er uns nicht folgen kann, so müssen wir ihm tun, wie anderen Lehrern getan worden ist'.

Zum Entsetzen der Leute aus Franeker gibt Menno diesem schweren Geschütz nach, um des lieben Friedens willen. Er weiß, dass diese Reise nach Friesland seine letzte Reise hierhin ist.

KÖLN - OLDESLOE

1558 - 1560

Menno merkt, dass sein Nachgeben in Harlingen bei seinen Nachfolgern viel Unruhe bewirkt hat. Doch für ihn gibt es keinen Weg zurück. Die milden Franeker Mennoniten oder auch Waterländer  genannt, werden endgültig gebannt. In einigen Briefen versucht Menno noch, geradezubiegen, was er hat schiefgehen lassen.

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Vor allem die hochdeutschen Mennoniten fühlen sich gekränkt. Menno setzt eine Zusammenkunft in Köln, seinem früheren Arbeitsgebiet, an, um zu einem Vergleich zu kommen. Das führt zu keinem Ergebnis, da so gut wie niemand erscheint.

 

Bei Jan Hendricksz in Franeker erscheint sein drittes Bannbuch, "Von der Exkommunikation". Darin verteidigt Menno Simons seinen Umschwung .

Das Verhältnis zu den hochdeutschen Mennoniten ist und bleibt gespannt. Es kommt von Seiten Menno Simons zum Bannspruch. Er versucht, später im Januar 1560 schriftlich dieses zu rechtfertigen mit einer bitteren, doch "sehr gründlichen Antwort ... an Zylis und Lemmeke".

OLDESLOE

31. Januar 1561

Im Dezember des abgelaufenen Jahres ist Menno erneut erkrankt und ans Bett gefesselt. Um die Jahreswende spricht er von seinem Krankenbett aus noch eine letzte Ermahnung zu einer kleinen Schar Getreuer. Einige Bekannte aus den Niederlanden besuchen ihn.

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Der nahende Tod macht Menno milder und lässt ihn Schwächen einsehen: "Wie leid ist mir, dass ich der Ehemeidung zugestimmt habe", vertraut er einer Freundin aus Holland an.

 

Seinem alten Freund Alle Visscher aus dem friesischen Bolsward, der ihn auch besucht, bekennt er, viel zu nachgiebig gewesen zu sein: "Seid keines Menschen Knecht". 

Für einige Wochen findet Menno neue Kraft, wieder etwas auf den Beinen zu sein, doch am 30. Januar kann sein geschwächter Körper nicht mehr.

 

Der einstmals in Wohlstand und Ansehen lebende Priester hat die letzten 25 Jahre seines Daseins als armer, verfolgter Täufer zugebracht, auf dessen Kopf ein Kopfgeld ausgesetzt war.

 

Unter Schmerzen und Mühen hat er damals dem zerrissenen Täufertum den friedlichen Weg gewiesen. Er hat den Seinen eine eigene Stimme gegeben, der Lohn seiner Arbeit ist jedoch, dass seine Mennoniten ihm zu mündig geworden sind.

 

Gequält und müde gekämpft schließt Menno Simons am 31. Januar 1561 die Augen zur ewigen Ruhe.

Ein Vierteljahrhundert, nachdem Menno Simons die katholische Kirche verlassen hat, scheidet er aus diesem irdischen Leben um seinem Herrn und Heiland im himmlischen Jerusalem zu begegnen. Die Nachbarn begraben Menno in seinem Garten. Die Stelle wo Menno Simons begraben liegt, ist heute nicht mehr bekannt. 

An Menno Simons erinnert heute noch eine Linde, die nach der Überlieferung von ihm selbst gepflanzt worden ist. Diese steht vor der Menno Kate, ein Museum über das Leben und Wirken Menno Simons.

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