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Besuch im Palmasola, dem größten Gefängnis Boliviens

Aktualisiert: 4. Feb.


Außenmauer der Gefängnisstadt "Palmasola"
Außenmauer der Gefängnisstadt "Palmasola"

Palmasola ist das größte Gefängnis in Bolivien. In Grunde ist Palmasola eine Gefängnisstadt. Es wurde in den 1980er Jahren gebaut und befindet sich im Süden von Santa Cruz im Stadtteil Palmasola. Daher kommt auch der Name dieses Gefängnisses.

Das Gefängnis, oder besser gesagt die Gefängnisstadt ist umschlossen von einer Mauer die zusätzlich mit Stacheldraht gesichert ist. In dieser "Gefängnisstadt" leben schätzungsweise 8.000 Gefangene. Genaue Zahlen gibt es hier nicht. Bei den Gefangenen handelt es sich von Schwerverbrecher bis hin zu Untersuchungshäftlingen. Viele Gefangene befinden sich hier im Gefängnis, ohne ein gerichtliches Urteil.


Verwinkelte Straßen in der Gefängnisstadt Palmasola
Verwinkelte Straßen in der Gefängnisstadt Palmasola

Das Gefängnis wird teilweise von den Gefangenen selbst verwaltet. Es gibt hier Restaurants, wo besseres Essen als in der Gefängniskantine gekauft werden kann. Weiterhin gibt es ein Fitnessstudio, ein Friseurgeschäft und einen Fußballplatz. Es gibt auch mehrere Verkaufsläden, wo Dinge des alltäglichen Bedarfes gekauft werden können. Da die Gefangenen kein Obst und Gemüse bekommen, können sie sich, sofern das nötige Geld vorhanden ist, in dienen Verkaufsläden damit versorgen.


In Palmasola „wohnen“ auch 18 Mennoniten aus verschiedenen Kolonien. Auch sind die Gründe warum sie hier im Gefängnis sind ganz unterschiedlich.


Warteschlange vor dem Einlass des Gefängnisses
Warteschlange vor dem Einlass des Gefängnisses

Als Besucher werden wir „gefilzt“. Wir dürfen absolut nichts mitnehmen. Nach sieben Kontrollstationen und 90 Minuten kommen wir an ein schwer bewachtest Gitter-Tor. Jetzt stehen wir auf einem großen Gelände: viele Gebäude, enge Gassen, alles sehr laut, eine große Menge an Insassen die hier ihr Dasein fristen.


Die ersten Mennoniten treffen wir im Restaurant beim Mittagessen. Wir begegnen eine Reihe Straßenhändler mit Handarbeiten. Einige Zimmer (Zellen) sind so eng, dass wir nur von draußen reinschauen können.


Bald wird uns klar: wer Geld hat, dem geht es hier besser! Wir besuchen einen Mennoniten-Laden, ein größeres Zimmer, das gekauft wurde. Hier wird alles verkauft, was die Bewohner brauchen: Mehl, Zucker, Eier, Seife, Shampoo. Es sind genügend Kunden vorhanden. Eine genaue Buchführung wird uns vorgestellt. Der Grund: Die Eigentümer des Geschäfts haben wiederum Angestellte, die vom Verkauf Prozente erhalten.


Mennoniten im Gefängnis von Palmasola
Mennoniten im Gefängnis von Palmasola

Wir werden in eine „Wohnung“ eingeladen. Da viele der Mennoniten mitkommen, müssen wir auf engsten Raum stehen. Die Freude, Besuch zu bekommen, ist groß. Wir hören ihre Geschichten. Sieben von Mennoniten sind bereits seit vierzehn Jahren hier in Palmasola. Grund der Anklage: Sexuelle Übergriffe in der Kolonie Manitoba (die Presse hat ausführlich darüber berichtet!). Natürlich erklären sie sich alle unschuldig. Auch Wiebe, dessen Tochter uns begleitet. Sie war damals sechs Jahre alt, als der Vater ins Gefängnis kam. Ihr letzter Besuch war vor zwei Jahren.


Bei unserer Anmeldung wurde ich gebeten für Johan Boldt Geld mitbringen. Doch das ist ja nicht erlaubt. Ich entschuldige mich bei Boldt. Er erklärt, dass sei kein Problem. Ich kann das Geld später überweisen. In Palmasola gibt es eine eigene Bank und Boldt hat da auch ein Bankkonto.


Franz Dyck zeigt sein kleines gekauftes Zimmer, an der Wand ein großer Bildschirm mit Internetzugang, mit dem er u.a. auch deutschsprachige Gottesdienste verfolgt, auch Gottesdienste aus Witmarsum, Brasilien. Eine enge Treppe oberhalb führt zu einer Schlafstelle, die Franz für drei weitere Personen vermietet. Da sie die Miete nicht zahlen können, arbeiten sie für ihn: Wäsche waschen, putzen.


Franz ist außerdem ein guter Bäcker. Er hat einen kleinen elektrischen Backofen. Regelmäßig gibt es sowohl frisches Brot als auch allgemeine Backwaren, die er dann, logischerweise, verkauft. Da er wusste, dass wir kamen, standen für alle frische Kekse auf dem Tisch.

Gleich im nächsten Zimmer ein grundlegender Unterschied zu den bisher gesehenen Räumen: Weiß angestrichene Wände, alles hell und mit Klimaanlage. Wir versammeln uns hier zum Gottesdienst.



Es wird viel gesungen, Abram Schmith bringt das Wort. Nach drei Stunden nehmen wir Abschied von den Gefangenen und vereinbaren in Kontakt zu bleiben.



Als wir in Richtung Ausgangstor gehen, kommen wir an dem Sportplatz vorbei. Hier findet ein Fußballspiel mit mehreren Mannschaften aus dem Gefängnis statt. Mit überhöhter Lautstärke läuft hier Musik aus den Lautsprechern, Frauen und Kinder besuchen ihre inhaftierten Männer, - es herrscht hier ein buntes Treiben!


Sportplatz in Gefängnis Palmasola
Sportplatz in Gefängnis Palmasola


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