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Kolonie "Canadiense 1"

Gründung 1957

Herkunft der Siedler: Paraguay



Ansiedlung

Die zweite Gruppe von Mennoniten kam aus dem Chaco Paraguays nach Bolivien, aus der Kolonie Menno. Die Kolonie Menno wurde 1926 - 1927 von koservativen Mennoniten die aus Kanada (Red River) kamen gegründet. Hauptgrund für die Auswanderung aus Paraguay nach Bolivien waren die Veränderungen die in der Kolonie Menno stattfanden. So wurde in der Kolonie Menno die Mitgliedspflicht in der Kooperative sowie die moderne Fortbildungsschule als problematisch gesehen und als Anlass zum Auswandern genommen. Auch die schwierigen klimatischen Bedingungen im Chaco und die damit verbundene Armut war für manche Familien ein Grund zum auswandern.


Im Jahr 1955 fuhren einige Männer aus der Kolonie Menno nach Bolivien, um nach Siedlungsmöglichkeiten zu suchen. Im Jahr 1956 fuhren dann Abram R. Derksen und Peter B. Fehr nach Bolivien und kauften ein Landstück 4 Kilometer östlich der schon bestehenden Kolonie Tres Palmas, nordöstlich von Cotoca und 25 Kilometer nördlich von Santa Cruz.


Am 4. April 1957 kamen die ersten 7 Familien, ausgehend vom paraguayischen Chaco auf drei Lastwagen mit ihrem Hausrat und 48 Personen auf dem neuen Landstück an. Diese ersten Familien waren: Peter B. Fehr, Abram R. Derksen, Willi F. Wiebe, Peter Schröder, Heinrich Peters, Abram F. Bergen, David H. Neufeld und Jakob H. Derksen.


Im Jahr 1958 kamen 8 weitere Familien aus Paraguay nach und kauften ein angrenzendes Landstück und bildeten das Dorf Nummer 2. 1959 kam dann noch eine weitere Gruppe von Familien die sich auch ein angrenzendes Landstück kauften und so wurde das Dorf Nummer 3 gegründet. Da in den folgenden Jahren immer mehr Familien dazu kamen, lebten in der Altkolonie Canadiense 1 bald 40 Familien mit insgesamt 210 Einwohnern.

Die ersten Siedler die in die Altkolonie Canadiense 1 kamen wohnten in einem Schuppen der bereits auf den erworbenen Land stand. Dann wurde mit den Rodungen und dem Hausbau begonnen.

Das gekaufte Land bestand aus Steppe und aus Wald. Für das Roden des Waldes wurden Raupenschlepper angenommen und die Steppe wurde mit Spaten und Beil von den Familienangehörigen selber gesäubert.


Erst wurde auf den kleinen Feldern Früchte für den Küchengebrauch wie Bohnen, Wassermelonen, Kürbisse, Yuka sowie Süßkartoffel und andere Gemüsearten angebaut.


Für den Verkauf wurde Mais angepflanzt, der sehr gute Erträge brachte. Ein Versuch Baumwolle anzupflanzen brachte nicht die erhofften Resultate und so pflanzten die Bauern die sandigen Boden hatten mit besserem Erfolg Erdnüsse an. Auch brachten die Winterernten wo Weizen angepflanzt wurde gute Erträge.


Bald kam zu der Landwirtschaft auch noch die Hühnerzucht dazu. Die Hühnerzucht war einfach und das erforderliche Futter konnte auf den eigenen Feldern angebaut werden. Die Eier konnten in den Stätten Cotoca und Santa Cruz gut verkauft werden.


Schule

Da mit den Familien viele Kinder im Schulalter mitkamen, begann gleich im ersten Jahr (1957) der Schulunterricht in einem Privathaus. Der erste Lehrer war David H. Neufeld, der 12 Kinder unterrichtete. Nach kurzer Zeit wurde der Schulunterricht dann in einem gemieteten Haus auf dem sogenannten Landstück "Menora" weitergeführt.

Als mehrere Dörfer angelegt wurden, gab es bald in jedem Dorf eine Schule. Im Jahre 2007 hatte die Kolonie 2 Schulen mit ungefähr 60 Schulkindern, die von 2 Schullehrern unterrichtet wurden.


Krankenpflege

Aus dem Chaco Paraguays war ein Mann mitgekommen, der bei Knochenproblemen mit massieren und "zurechtbringen" weiterhelfen konnte.


Da es in der Kolonie keine Hebamme gab, mussten die Leute zur Entbindung entweder ins Krankenhaus nach Cotoca oder in ein Krankenhaus nach Santa Cruz fahren.


Im Jahr 1960 kam dann eine Krankenschwester (Susan Hiebert) vom MCC in die Nachbarkolonie "Tres Palmas" und somit konnten die Siedlerinen der Kolonie "Candiense 1" auch dort hin fahren um zu entbinden.


Dr. John Schmidt ein MCC-Mitarbeiter aus Paraguay besuchte die Kolonie Canadiense 1 und half dabei, eine Krankenkasse als Gemeinde aufzubauen. Diese besteht noch bis Heute und funktioniert in ähnlicher Weise wie damals.


Im Jahre 1972 wurde die vom MCC geführte Klinik von der Kolonie Canadiense 1 übernommen. Da es aber an qualifiziertem Personal mangelte, wurde die Klink nach einigen Jahren aufgegeben.


Heute hat die Kolonie immer noch einige "Zurechtmacher", jedoch fahren die meisten Kranken nah Cotoca oder nach Santa Cruz.


Gemeinde

Mit den ersten Siedlern kamen keine Prediger aus Paraguay mit. Somit unterstützte die Nachbarkolonie "Tres Palmas" die neue Kolonie mit periodischen Besuchen. Prediger Nikolai Kröker besuchte die Kolonie Canadiense 1. Auch besuchten manche Familien gelegentlich den Gottesdienst in der Altgemeinde "Tres Palmas".


Für die Durchführung von Taufen und Abendmahl kamen Prediger aus der Heimatgemeinde in Paraguay, die die neue Gemeinde in diesen Dingen betreute. Erst im Jahre 1966 bekam die Gemeinde in der Qltkolonie "Canadiense 1" ihren ersten Prediger Abram D. Braun. 1967 kam dann mit einer neuen Einwanderungsgruppe der Prediger Dietrich W. Dück aus der Kolonie Menno / Paraguay dazu. Später wurden dann weitere Prediger und Diakone gewählt.


Am 01. August 1969 wurde dann die erste Kirche in der Altkolonie Canadiense 1 eingeweiht. Das Weihgebet sprach Ältester Jakob T. Dück aus der Mennokolonie in Paraguay. Am 10. August wurde dann der Prediger Dietrich W. Dück zum Ältesten ordiniert.


Bis Heute versammeln sich die Familien in der 1969 erbauten Kirche zu den Sonntagsgottesdiensten. In der Altkolonie "Canadiense 1" wohnen 2 Prediger und ein Diakon. Den Ältestendienst tut heute Ältester Peter Dörksen, da Ältester Dietrich Dück aus Altersgründen sich vom aktiven Gemeindedienst zurückgezogen hat. Die Ältesten wohnen beide in der Tochterkolonie "Candiense 2".


Wirtschaft

Während der ersten Siedlungsjahren waren Mais, Baumwolle, Erdnüsse und Weizen die Haupterzeugnisse in der Kolonie. Bald kamen aber gute Einnahmen durch die Hühnerzucht dazu.


Heute wird in der Kolonie Canadiense 1 hauptsächlich Soja und etwas Mais angebaut. Dazu kommt Sorghum als Viehfutter.


In den sechziger Jahren wuchs das Interesse an der Milchproduktion. Durch die Vermittlung des MCC konnte besseres Milchvieh der Rasse Schweizerbraun aus Argentinien in die Kolonie gebracht werden.


Die Milchproduktion steht heute immer noch stark im Vordergrund. Die Milch wird auf den Höfen direkt zu Käse verarbeitet, oder zu einer Milchsammelstelle gebracht, wo diese von der großen Molkereigesellschaft "PIL" mit dem Kühlwagen abgeholt wird.


Die Fleischproduktion bekommt in der Kolonie auch einen immer größeren Stellenwert. Aber leider fehlen dafür oft die notwendigen Weideflächen, da die landwirtschaftlichen Flächen schon anderweitig genutzt werden.


Die Wasserversorgung der Kolonie wird durch Brunnen gewährleistet. Diese haben in der Regel eine Tiefe von bis zu 60 Meter und liefern viel und sehr gutes Wasser.



Informationen von Ältesten Dietrich Dück und Prediger David H. Neufeld

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