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Kolonie "Chortitza"

Aktualisiert: 20. Aug.




Gegründet: 1789

Aufgelöst: 1943

Herkunft der Siedler: Preußen



Ansiedlung

Am 10 Juli 1789 trafen die Siedler aus Preußen in ihrer neuen Heimat ein. Die erste Gruppe von preußischen Siedlern bestand aus 228 Familien die sich hier ansiedelten. Später im Jahre 1797 kamen nochmals 118 Familien aus Preußen in diese Kolonie.


Es wurden Erdhütten und Zelte errichtet um Wohnmöglichkeiten für die Siedler zu schaffen. Somit wurde der Anfang für die späteren Dörfer gelegt. Einige Siedler verbrachten den Winter in Jekaterinoslaw und Alexandrowsk.


Im Jahr 1790 gab es in der Kolonie "Chortitza" bereits 8 Dörfer: Neuendorf, Insel Chortitza, Rosenthal, Kronsweide, Chortitza, Neuenburg, Einlage und Schönhorst. Später wurden im Laufe der Jahre bis ins Jahr 1824 weitere 10 Dörfer gegründet, sodass es im ganzen 18 Dörfer waren.


Die preußischen Siedler brachten ihr eigene Sprache mit nach Russland, nämlich den niederdeutschen Dialekt welchen sie auch in Preußen gesprochen haben, das "Plattdeutsch". Dieses hat sich bis zur Auflösung der Kolonie 1943 und darüber hinaus gehalten.


Den mennonitischen Siedlern wurde von der Kaiserin Katharina II. gewisse Privilegien in Aussicht gestellt. Diese wurden dann 1800 vom Kaiser Paul I. gesetzlich in einer Verleihungsurkunde verankert. Folgende Privilegien bekamen die Siedler:


  • kostenloses Land (65 Dessjatinen entspricht ca. 71 Hektar)

  • Schonfrist von 10 - 15 Jahren

  • niedrige Bodensteuer von Kopeken pro Dessjatinen Ackerland

  • Befreiung von Nähr- und Reisegelder und der Quatierpflicht

  • Leihweise Überlassung von Getreide

  • Mittel für die Beschaffung von Agrarinventar, Einrichtung Brauerei und Mühlen



Wirtschaft

So wurde ein festes wirtschaftliches Fundament gelegt für die gute Entwicklung der neuen Ansiedlung. So besaßen die mennonitischen Familien Anfang des 19. Jahrhunderts mehrere Pferde und Vieh und eine gute häusliche Ausstattung.


Neben der Landwirtschaft entwickelte sich auch das Handwerk in der Kolonie. So waren viele Siedler neben der Landwirtschaft auch als Zimmerer, Schneider, Dreher, Weber, Schuster und Müller tätig.



Es entstanden in den Folgejahren mehrere Produktionsbetriebe. So gab es in den 1860er Jahren in der Kolonie Schälmühlen, Brauereien, Ziegeleien, Färbereien, Mühlen und Warenläden. Auch die Maschinenbauproduktion entwickelte sich günstig. So wurde "Chortitza" im Jahre 1879 nach Warschau und Moskau zum drittwichtigsten Herstellungsstandort in Russland.



gemeinde

Am Anfang versammelten sich die Siedler zum Gottesdienst in einer stillgelegten Mühle. Direkt nach ihrer Ansiedlung kümmerten sich die Mennoniten um den Bau einer Kirche, wofür jedes Gemeindemitglied 5 Kopeken und einen Holzbalken beisteuern sollte. Später wurde im Jahre 1835 ein neue Kirche gebaut, die dann bis ins Jahr 1933 genutzt wurde.



Der Großteil der mennonitischen Siedler gehörte zu den flämischen Mennoniten.


Anfänglich war die Kolonie "Chortitza" eine geschlossene mennonitische Siedlung. Mit der wirtschaftlichen Entwicklung kamen aber zunehmend einheimische Arbeiter in die Kolonie die dem orthodoxen Glauben angehörten. So wurde dann im Jahre 1899 eine orthodoxe Kirche in "Chortitza" gebaut.


Um das Jahr 1900 wurde in "Chortitza" auch eine Synagoge gebaut. Die Juden in "Chortitza" waren hauptsächlich Handwerker.


Schule

In den ersten Jahren nach der Gründung der Kolonie wurden bereits 4 Schulen gebaut.


Später im Jahre 1842 wurde eine zentrale Fachschule gebaut, wo Lehrer für die Kolonieschulen ausgebildet wurden. Im Jahre 1890 wurde eine zweijährige pädagogische Ausbildung eingeführt, wo Lehrer ihr pädagogisches Können in der Praxis verbessern konnten. Diese Ausbildung wurde 1911 auf 3 Jahre verlängert. 1906 hatte diese Schule 180 Studierende.



Im Jahre 1895 wurde ein Mädchengymnasium eröffnet. Diese wurde dann 1904 in eine Hochschule für Frauen umgewandelt.


Im Jahre 1917 wurde in "Chortitza" eine Fachschule für Maschinenbau eröffnet.


Die Unterrichtssprache an den Schulen war bis 1938 deutschsprachig und wurde danach auf russisch umgestellt.


Auflösung

Mit dem Beginn des 1. Weltkrieges am 28. Juli 1914 begann auch der Niedergang dieser Kolonie. Dadurch dass die Mennoniten deutsche Wurzeln hatten, waren sie auf einmal Feindseligkeiten von der russischen Bevölkerung ausgesetzt.


Die Liquidationsgesetze von 1914 - 1915 wurden ab 1916 auch auf das gesamte russische Reich ausgedehnt. So waren jetzt auch die Mennoniten in der Kolonie "Chortizta" betroffen.


In den Jahren der Revolution von 1917 bis 1920 war diese Kolonie auch schwer betroffen. So wurde diese Kolonie mehrmals von der marodierenden Machno-Bande ausgeplündert.


Die Jahre 1921 bis 1923 waren für die Kolonie Hungerjahre. Durch die Nahrungsmittelhilfe des Mennonitischen Zentralkomitees (MCC) und der holländischen Brüder konnte hier die Not etwas gelindert werden.



Ab Mitte der 1920er Jahren setzte die Auswanderung von Mennoniten aus Russland ein. So wanderten 1923 und 1924 121 Familien aus Chortitza und Rosental aus.


Im Laufe der Massenkollektivierung entstanden die ersten Kolchosen, wovon auch die Mennoniten betroffen waren.



Mit beginn des 2. Weltkrieges begann dann die Deportation der deutschstämmigen Bevölkerung. Im September 1941 sollten die deutschen Siedler aus Chortitza deportiert werden, allerdings kam es nicht mehr dazu, da die deutsche Wehrmacht dieses Gebiet eroberte. Als es dann am 29. September 1943 zum endgültigen Rückzug der deutschen Armee kam, wurden die deutschen Siedler mit nach Westen evakuiert. Insgesamt waren es 11.700 Personen. Somit hörte auch die Kolonie "Chortitza" auf zu bestehen.



Informationen entnommen aus folgenden Büchern:


Weitere Informationen:


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