Konrad Grebel – Vom Humanisten zum Pionier der Täuferbewegung
- Andreas Tissen
- 5. März
- 3 Min. Lesezeit

Ein junger Mann aus einer wohlhabenden Familie, humanistisch geprägt und an den besten Universitäten Europas ausgebildet, wird zum Pionier einer Bewegung, die die Rückkehr zur Urkirche fordert: Konrad Grebel, Vater der Täuferbewegung.
Ein Junge aus gutem Hause
1498 wird Konrad Grebel im Schloss Grüningen geboren. Seine Familie gehört zur Oberschicht, sein Vater ist Kaufmann und Ratsmitglied. Mit 13 Jahren zieht er mit seiner Familie nach Zürich und besucht dort die Lateinschule am Großmünster.

Studium und humanistische Prägung
Mit 16 Jahren beginnt Grebel sein Studium in Basel, dann in Wien und später in Paris. Dort lebt er ein freizügiges Studentenleben und wird vom humanistischen Gedankengut seiner Zeit geprägt.

Rückkehr nach Zürich und Hinwendung zur Reformation
Nach seiner Rückkehr nach Zürich schließt er sich einem Studienkreis um Ulrich Zwingli an. Die Gruppe widmet sich intensiv dem Wort Gottes und besteht aus reformatorisch gesinnten Personen wie Konrad Grebel, Felix Mantz und Ludwig Hätzer.

Bruch mit Zwingli – Rückkehr zur Urgemeinde
1522 bekehrt sich Grebel durch Zwinglis reformatorische Bibelauslegung. Nach der ersten Disputation in Zürich (1523) fordert er eine konsequente Umsetzung des reformatorischen Gedankenguts – inklusive der Trennung von Kirche und Staat. Doch während Zwingli mit dem Staat zusammenarbeiten möchte, sieht Grebel die wahre Kirche als eine Gemeinschaft nach biblischem Vorbild, unabhängig von weltlichen Strukturen.

Die Taufe als Ausdruck des Glaubens
Am 21. Januar 1525 versammelt sich Grebel mit Gleichgesinnten im Haus von Felix Mantz. Jörg Blaurock bittet ihn um die Taufe – Grebel tauft ihn, und Blaurock tauft anschließend die anderen. Diese bewusste Gläubigentaufe war für die Täufer ein Ausdruck des persönlichen Glaubens und der Nachfolge Jesu, entsprechend dem Vorbild des Neuen Testaments.

Mission und Verfolgung
Grebel beginnt eine intensive Missionsarbeit. Am Palmsonntag 1525 tauft er in St. Gallen rund 500 Menschen durch Untertauchen. Seine kompromisslose Haltung fasst er selbst so zusammen: „Trachtet ernsthaft danach, nur Gottes Wort unerschrocken zu predigen…“

Leidensbereitschaft für Jesus Christus
Die Täufer verstehen sich nicht als Reformatoren, sondern als Wiederhersteller der apostolischen Kirche. Sie lehnen Gewalt ab, trennen sich von der staatlichen Ordnung und leben nach dem Vorbild Jesu. Aus Liebe zu Jesus Christus und im Gehorsam gegenüber seinem Wort sind sie bereit, Verfolgung und Leid auf sich zu nehmen.

Gefangenschaft und Flucht
Am 18. November wird Grebel mit Felix Mantz und Jörg Blaurock verhaftet und in den Zürcher Turm geworfen. Nach einigen Monaten gelingt ihnen die Flucht. Grebel versteckt sich in den Weinbergen von Maienfeld.

Ein frühes Ende, ein bleibendes Vermächtnis
Auf der Flucht erkrankt Grebel an der Pest und stirbt 1526. Trotz seines kurzen Lebens (28 Jahre) bleibt er eine prägende Gestalt der Täuferbewegung. Harold S. Bender fasst sein Vermächtnis zusammen: „Grebel wollte keine soziale Reformation anführen, sondern die Kirche Christi auf Erden nach dem Evangelium errichten.“
Schrift über die Taufe. Verfasst von Konrad Grebel, herausgegeben von Hans Nagel
Verwendete Quellen:
Eifriger als Zwingli; Die frühe Täuferbewegung in der Schweiz von Andrea Strübind, Dunker & Humbold, 2022, 617 Seiten
Ein radikaler in der Züricher Reformation, Hans-Jürgen Görtz, TVZ Verlag, 2004, 111 Seiten
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