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Neue Kolonie östlich des Parapití Flusses


Bolivien

Die Kolonie Pinondi wurde im Jahr 1988 von Men­noniten aus der Kolonie Riva Palacios gegründet. In der Mut­terkolonie, die südöstlich der Großstadt Santa Cruz de la Sier­ra liegt, mangelte es an Land für Anfänger. Als man nach Sied­lungsmöglichkeiten suchte, fand man in der Nähe von Charagua Land für eine Kolonie (etwa 30 km östlich). Von der Mutterko­lonie aus gesehen lag dies neuer­worbene Land etwa 250 km süd­lich. Es ist eine allgemein trocke­ne Gegend – vor allem im Winter – und gehört geographisch zum Gran Chaco.

Mennoniten aus Riva Palaci­os kamen ursprünglich aus Mexi­ko. Sie gründeten eine der ersten Mennoniten-Kolonien Boliviens. Das war im Jahr 1967.

Nun besteht Pinondi schon bald 35 Jahre. Sehr typisch ist, dass eine Kolonie in Bolivien schon nach 20 Jahren wieder nach Land sucht, um eine Toch­terkolonie zu gründen. Bei Pi­nondi dauerte das wohl etwas länger, und das lag hauptsächlich daran, dass man in der Nähe der Kolonie ein paarmal Land hinzu­kaufen konnte. Ein solches Stück Land nannte man „Kansas“.

Als die Nachfrage nach Ackerland aber größer wurde, suchten Verantwortliche aus der Kolonie sonst wo nach Land. Im Jahr 2015 kaufte man dann Land etwa 90 km nordöstlich von der Mutterkolonie. Die Kolonie nannte man Tamane.

Dort war das Problem der Landnachfrage aber noch nicht beendet. Es gab immer noch vie­le jüngere Bauern oder Anfänger, die Land wollten und Land such­ten. Dieses gab es in der Mut­terkolonie aber nicht. Und nach Tamane wollten manche wohl nicht, also suchte man weiter. Schließlich kaufte die Kolonie etwa 45 km östlich von Tama­ne und 135 km nordöstlich der Mutterkolonie 15.000 ha Land. Es liegt ganz in der Nähe, gleich östlich, des Parapití Flusses. Dort in der Nähe verschwindet der Fluss spurlos im Sand/Boden. Allgemein ist der Fluss leer und zeigt nur sein breites und sandi­ges Flussbett. Nur bei größeren Regenfällen in den Bergen oder in der Charagua-Gegend führt er Wasser. So war es z. B. jetzt im Dezember und Anfang Januar. Aus dem leeren Flussbett wurde ein reißender Strom aus schmut­zigem braunem Wasser. Der Pa­rapití läuft südlich und östlich an den Kolonien Durango I und Pi­nondi vorbei. Der Fluss ist in den Kolonien der Umgebung also gut bekannt.

Die neue Siedlung von Pi­nondi hat den Namen „Kolonie Nordost“ bekommen, wahr­scheinlich weil sie nordöstlich von der Mutterkolonie liegt.

Anfang Januar wohnten dort schon 22 Familien, alle her­kömmlich von Pinondi. Weil die Mehrheit dort noch nur einige Monate wohnt, ist alles noch nur sehr einfach oder prekär. Einige haben sich schon kleine Wohn­häuser gebaut, andere wohnen nur in vorläufige Häuser auf Anhänger oder dem ähnlichen. Manche wohnen gegenwärtig noch nur unter eine Zeltplane.

Der Boden ist in der Nähe des Parapití Flusses sehr sandig. Wie man glaubt, überschwemmt die­ser Teil in solchen Jahren, wo es mal viel regnet. Weiter östlich ist der Boden dann fester und leh­miger, und wie man glaubt, sehr gut geeignet für Ackerbau und Viehzucht. Allerdings muss man hier wohl sagen, dass es eine all­gemein trockene Gegend ist. Der durchschnittliche Niederschlag liegt laut Angaben von Wikipe­dia bei nur 400 bis 500 mm im Jahr. Und in den Sommermona­ten steigt die Tagestemperatur oft bis über 40 Grad Celsius.

Das große Glück der Siedler ist, dass man dort gutes und ge­nug Grundwasser hat. Und wie jemand von der Kolonie berich­tete, ist das Grundwasser flach und man muss nicht tief bohren, um es zu erreichen. Wer dort jetzt also hinzieht, wird sich wohl zu­erst einen Brunnen bohren, damit die Wassernachfrage sofort ge­löst ist.

Ein Nachteil der neuen Sied­lung ist, dass sie weit ab vom „Rest der Welt“ sind. Zwar gibt es einige Wege aus der Kolonie, aber viele sind beinah unbefahr­bar. Man hofft, dass die Wege Richtung Westen und Norden bald verbessert werden, sodass man dort besser fahren kann. Vor allem ein Weg Richtung Norden sieht versprechend aus. Wenn man an dem Weg weiter so bau­en wird wie gegenwärtig, dann kann man dort ganz bis Pailón fahren. Das würde die Fahrt von der Kolonie bis zur Großstadt Santa Cruz um viele Stunden verkürzen.

Anfang Januar passierte in der neuen Siedlung ein furchter­regendes Ereignis, als die Frau und ein Sohn von Herman Neu­staeter sich im Wald verirrten. Wie berichtet wird, wollte die Frau einige Kühe von der Weide nach Hause holen. Weil sie dort noch keine Umzäunung haben, laufen die Rinder einfach im Wald/Strauch herum. Dabei ge­rieten einige Kühe tiefer in den Wald und die Frau folgte ihnen. Irgendwann verlor sie dann ihre Orientierung und wanderte stun­denlang verirrt umher. Ihr Glück war, dass man schon alle vier Kilometer Schneisen durch den Wald gezogen hat, sodass sie ir­gendwann eine solche Schneise erreichte. Durch lauter Zufall fuhr gerade ihr Mann dort auf dem Buggy die Schneise entlang, und er war es dann, der sie fand und nach Hause brachte. Man hatte schon stundenlang verzwei­felt nach ihnen gesucht. Frau Neustaeter und ihr Sohn waren sehr durstig, ihre Kleider waren durch das dornige Gestrüpp sehr zerrissen, aber sie waren froh, dass sie den Weg aus dem Wald gefunden hatten.

In der Region von Charagua gibt es mittlerweile immer mehr Kolonien: Pinondi, Durango I, Casa Grande, La Sierra, La Es­peranza, Tamané und jetzt dann noch Nordost. Insgesamt hatten die Kolonien bisher etwa 75.000 ha Land, mit den neueren Sied­lungen La Esperanza, Tamané und Nordost zusammen, wären es jetzt wohl schon deutlich mehr als 100.000 ha Land.


Artikel aus der "Mennoniten Post"

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